Patriotismus in Thüringen und in der Bildung keinen Vorschub leisten!

Landessprecher*innenrat

Das Thüringer Bildungsministerium hat den Schulleitungen in Thüringen einen Freibrief gegeben, den Schulbeginn am Tag nach Spielen der deutschen Männerfußballnationalmannschaft zu verschieben. Die Linksjugend [‘solid] Thüringen kritisiert diese Entscheidung und meint, hier wird Patriotismus & Nationalismus und nicht der Begeisterung am Sport Vorschub geleistet.

Erst Anfang April hat die Landesschülervertretung Thüringen noch Kritik am Unterrichtsausfall in Thüringen geübt. Nun meint das Thüringer Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur, das es wichtiger wäre, für die Fußball WM den Schulleitungen den Freibrief zu geben, dass der Unterricht auch später beginnen kann, wenn die deutsche Nationalmanschaft am Vorabend gespielt hat

„Damit wird bei Kindern und Jugendlichen einem ‚Party Patriotismus‘  Vorschub geleistet, der letztlich auch auf Ausgrenzungsmechanismen nach dem Muster „ich bin deutsch und du nicht“ beruht.“, kritisiert Christian Schaft von der Linksjugend [‘solid] Thüringen.

Eine Studie von Wissenschaftler*innen aus Bielefeld, die nach der Weltmeisterschaft 2006 durchgeführt wurde, hatte herausgefunden, dass während der vier WM-Wochen die nationalistischen Einstellungen in der Bevölkerung deutlich angestiegen sind. Die Wertschätzung von Demokratie hatt hingegen im gleichen Zeitraum sogar abgenommen.

„Die schwarz-rot-goldene Feierlaune hat also keineswegs etwas mit „unverkrampftem“, ungefährlichem Patriotismus zu tun. Vielmehr versteckt sich dahinter die große Gefahr der Normalisierung von nationalistischen Einstellungen. Das dies im Ministerium keine Beachtung bei der Diskussion findet ist unverständlich“, so Schaft weiter. 

Auch wenn das TMWBK die Anweisung gegeben hat, dass mit dem verspäteten Beginn kein Unterrichtsausfall einhergehen darf, und die Stunden entsprechend nachgeholt, werden müssen, glauben Vertreter*innen der Linksjugend nicht, das dies auch wirklich Umsetzung findet und Stunden entsprechend ausfallen werden.    „Statt nur auf Grund dieses nationalen Großereignisses über die Zeiten des Schulbeginns zu diskutieren, wäre eine grundlegende Debatte über die Frage, wann Schüler*innen auf Grund des biologischen Rhythmus des Körpers entsprechend aufnahmefähig sind, wesentlich sinnvoller!“, meint Christopher Beyer Landessprecher der Linksjugend [‘solid] Thüringen.